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Aus: Ausgabe vom 18.05.2024, Seite 10 / Feuilleton
Tagebuch – In dieser großen Zeit

Die Rettung der Regierung

Von Pierre Deason-Tomory
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Euer Exzellenz – Zeit für richtige Nahrung aus Bayern

Samstag, 11. Mai

Die Demokratisierung unserer Partner am Golf macht Fortschritte. Beispiel Kuwait. Seit Dezember regiert hier ein neuer Emir, der 83jährige Mischal Al-Ahmad Al-Dschabir As-Sabah. Mischko gilt als Hoffnungsträger, der sich persönlich um das Gedeihen der Bevölkerung kümmert. Davon zeugen seine fünf Söhne und sieben Töchter. Allerdings erwähnten Agenturen heute, der Emir habe das erst vor sechs Wochen gewählte Parlament aufgelöst. In Salzsäure?

Der Söder war beim Papst. Nach der Audienz freute sich Bayerns Philisterpräsident, Franziskus sei sehr freundlich gewesen (»Was will der Ketzer bloß von mir?«). Bayern stehe zur Institution Kirche, man werde den Religionsunterricht beibehalten und sich weiterhin einsetzen für den Schutz des Lebens und Kreuzigungen im öffentlichen Raum. Nein, anders, er sagte Kreuze im öffentlichen Raum, nicht Kreuzigungen. Pardon. Vom Kreuzigen ist man in Bayern schon länger abgekommen, Kreuzungen dagegen sind dort weiterhin heilig. Wer sich auf eine Kreuzung klebt, kriegt Knast in Zelle mit Kruzifix.

Lindner legt die Lunte an die Koalitionsbombe. Das FDP-Präsidium soll nächste Woche ein Fünfpunktepapier zum Exit aus der Regierung beschließen. Vor zwei Wochen waren es noch zwölf Punkte, äh …

Scheiße. Hat jemand eine Pointe zur Hand? Ich kann beim Lindner die Witzbremse nicht lösen. Und jetzt ist auch noch ESC. Himmel!

Freitag, 17. Mai

Soweit die letzten Tagebuchnotizen unseres Autors. Was am Sonnabend nach der Niederschrift geschah, ließ sich folgendermaßen rekonstruieren:

Deason-Tomory muss das Hupfdohlengejammer in Malmö angeschaut haben, als er vom Schlag getroffen im Sessel versank und starb. Zwei Englein trugen ihn in den Himmel, wo er vom heiligen Wolfgang Thierse empfangen wurde:

»Hier hast du Wolke und Harfe. Und nun frohlocke, Bruder ­Deason!«

»Was ist mit Bier, Bruder Drosselbart? Frohe Kund macht trocken Mund!«

»Du findest auf deiner Wolke eine Plastikflasche mit warmem Eistee. Also, frohlocken!«

Deason hockt sich mit Harfe auf Wolke und frohlockt:

»Sagt der Scholz zum Emir (Pling)

Der Deason kriegt kein Weißbier (Pling)

Sagt der Emir zum Scholz (Pling)

Säure und Salz – Gott erhalt’s! (Plong)«

»Spottlieder sind verboten, Engel! Bei uns ist immer Hosiana!«

»Wie jetzt, kein Bier und kein Spott? Voll die Hölle hier!«

»Nein, die ist nebenan und nur für Katholiken.«

»Habt ihr nicht auch was für heruntergekommene Kommunisten?«

»Ja, die SPD.«

»Dann lieber warmen Eistee und frohlocken.«

»Im Ernst, du könntest dich nützlich machen, wenn du deine alte Connection zur SPD mit uns teilen würdest. Und dabei kämst du einmal pro Woche runter auf die Erde …«

»Was müsste ich tun?«

»Montags um halb zehn nach Berlin fliegen und dem Kanzler unsere göttlichen Ratschläge überbringen.«

»Alles klar! Wann geht’s los?«

»Jetzt gleich. Der Scholz braucht rasch Hilfe, der kriegt den irren Lindner nicht eingefangen.«

Unser Autor nimmt einen versiegelten Brief entgegen, und zwei Englein tragen ihn zurück auf die Erde. Im Gedränge des Berliner Hauptbahnhofs schüttelt er sie ab, wirft den Brief weg, steigt in einen Zug nach Weimar, geht in die Bar, setzt sich an den Tisch, und Holger bringt ihm ein Bier. Und noch eins. Und noch eins. Und noch eins. Und so wartet der Scholz vergeblich auf die göttlichen Eingebungen zur Rettung der Bundesregierung.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (17. Mai 2024 um 23:25 Uhr)
    Biologisch-chemische Hinweise zur Auflösung von Parlamenten: Ob sich ein Parlament mit Salzsäure auflösen lässt, hängt davon ab, welches Baumaterial gewählt wurde. Beton, Marmor und Kalkstein lassen sich gut mit Salzsäure lösen – ausreichende Mengen vorausgesetzt. Für Parlamente aus Gips oder Granit sind Granaten besser als Salzsäure geeignet. Kommen wir zur Auflösung der ParlamentarierInnen, was im Kontext des Beitrags mit Auflösung des Parlaments auch gemeint sein könnte. Da ist Salzsäure nur ein Teil der Lösung, denn wie im Experiment des Monats (https://www.axel-schunk.de/experiment/edm0007.html) zu sehen ist, treten dadurch Fällungen auf: »Wird zu der Eiweiß-Lösung verdünnte Salzsäure gegeben, fallen die Proteine aus: Es bildet sich ein weißlicher Niederschlag.« Wir wollen ja kein Kunsthorn (Galalith) basteln, sondern möglichst dünnflüssige Substanzen. Zur Spaltung von Eiweiß kann man Pepsin zusammen mit (5%iger) Salzsäure nutzen: https://lehrerfortbildung-bw.de/u_matnatech/bio/bs/2bfs/2bfs1/ernaehrung/station/, Protkollblatt dazu: https://lehrerfortbildung-bw.de/u_matnatech/bio/bs/2bfs/2bfs1/ernaehrung/protokoll/. Erst wenn das gespaltene Eiweiß im Orkus gelandet ist, wendet man reine Salzsäure auf die Knochen an. Man spüle mit viel Wasser! Zum Lindner: Der ist ein blaugelbes Witzloch, keine Pointe kann ihm entkommen, jede Pointe, die zu nahe kommt, verschlingt es. Es gibt aber Hoffnung: Je kleiner das Loch, desto schneller verdampft es. Da die wikipedia zu blaugelben Löchern nichts weiß, diese Quelle kongenial nutzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzes_Loch. Selbst der google bietet nicht viel mehr: »Treuer Husar blau-gelb: Das schönste Loch von Kölle« (https://www.report-k.de/treuer-husar-blau-gelb-das-schoenste-loch-von-koelle-18178/)

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